Vom 11. Juli um 5 Uhr bis zum 12.Juli um 17 Uhr wurden beide Einfahrten der Urananreicherungsanlage in Gronau blockiert. Mit der Aktion wurde der Betrieb der Urananreicherungsanlage und die von dort ausgehende Versorgung der Atomindustrie weltweit in die Öffentlichkeit gezogen – nur Tage nach dem auch die Umweltministerkonferenz der Länder das Thema aufgegriffen hatte.

Nach anderthalb Tagen vergeblicher Versuche, die Blockierenden durch einzelne Festnahmen zum Aufgeben zu bringen, ließ Urenco die Blockade räumen – das erste Mal bei zahlreichen Blockaden der letzten Jahre.

Wir dokumentieren im Folgenden die Pressemitteilungen der Blockierenden:

Pressemitteilung Nr.1: Kein Vertrauen in Umweltminister*innen – Urananreicherungsanlage Gronau blockiert

Seit Montag früh blockieren  Aktivist*innen aus dem Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen und ContrAtom die Urananreicherungsanlage in Gronau. Mithilfe zweier Tripods (dreibeinigen Holzgestellen) auf der Hauptzufahrt, sowie zweier Kletterer*innen über der rückseitigen Einfahrt wird die Anlage dichtgemacht. Ziel ist es, den „Atomausstieg“ wirklich umzusetzen und alle Atomanlagen stillzulegen.

Blockade_UAA_Gronau-9Die Uranfabriken in Gronau und Lingen haben eine unbefristete Betriebsgenehmigung und sind nicht vom Atomausstieg betroffen – darauf weisen Umweltaktivist*innen schon seit Jahren hin. Der Großteil der dort produzierten Brennstoffe wird exportiert und versorgt Atomkraftwerke weltweit, auch die zuletzt häufiger in die Kritik geratenen Reaktoren in Belgien und Frankreich. Da beruhigt es die Aktivist*innen wenig, dass auf der Umweltminister*innen Konferenz plötzlich über die Stilllegung dieser Anlagen diskutiert wird.
„Dabei ist den Worten von Politiker*innen nicht zu trauen. Auch die Regierung in NRW weigert sich seit Jahren, die Stilllegung der Urananreicherungsanlage in Angriff zu nehmen und redet sich mit  Rechtssicherheit“ raus. Deshalb nehmen wir das selbst in die Hand und legen die Anlage still.“ erklärt
Johannes die jetzige Blockade.

Produktion von Strom mittels fossilen Energien, egal ob Uran, Kohle oder Erdgas, sollte dem vergangenen Jahrhundert angehören. Es ist längst klar, dass es so nicht weiter geht ohne massive Zerstörung von Lebensräumen für Menschen und Tiere. Die Ausbeutung dieser Energieträger geschieht dabei in
kolonialistischer Art. Die Menschen in den Gebieten, wo die Rohstoffe abgebaut werden, profitieren davon nicht. Das meiste Uran wird in Kasachstan, Australien, Kanada und Namibia auf dem Gebiet von Indigenen abgebaut, die unter der Umweltzerstörung leiden, während die Profite hier gemacht werden.

„Wir sind gekommen um zu bleiben“ steht auf einem Transparent – auch um zu zeigen, dass die Aktivist*innen es ernst meinen. Dienstag Abend um 18 Uhr wird es vor der Haupteinfahrt eine Veranstaltung zur aktuellen Atomkraft-Situation im Münsterland geben. Interessierte sind herzlich eingeladen, zu kommen und
mitzudiskutieren.

Pressemitteilung Nr.2: Einladung zur Blockade

Seit gestern morgen, 5 Uhr, halten Aktivist*innen die Zufahrten zu der Urananreicherungsanlage Gronau besetzt. Nach anfänglicher Tolerierung der Kundgebungen kam es im Verlauf des gestrigen Tages vermehrt zu teilweise massiven Rechtsverstößen durch die Polizei.

Während die Polizei der Presse suggeriert, sie stünde in gutem Dialog mit den Protestierenden, agierte sie in Wahrheit folgendermaßen: Ohne Begründung wurden Menschen willkürlich eingeschüchtert, schikaniert, zur Personalienfeststellung gezwungen und sogar aus der Versammlung heraus festgenommen. Dabei kamen einige Aktivist*innen erst nach 12 Stunden wieder frei.

Am Abend eskalierte die Polizei die Situation erneut, indem sie mit ca. 15 Kräften einen weiteren Aktivisten aus der bis dahin absolut friedlich verlaufenden Versammlung festgenommen hat. Er wurde über Nacht nach Ahaus in Gewahrsam verbracht. Eine Begründung der Maßnahme wurde auch in diesem Fall verweigert. Außerdem gefährdete die Polizei dabei auch das Leben von kletternden Personen, indem sie sich vorsätzlich an deren Sicherungssystemen zu schaffen machte. Dieses völlig indiskutable und überzogene Vorgehen ist absolut nicht tolerierbar.

Ausführlichere Schilderungen geben wir Ihnen gerne heute, am 12.07.2016 um 11 Uhr am o.g. Ort.

Pressemitteilung Nr.3: Atomstaat „made in Gronau“ – Polizei räumt Blockade vor der Urananreicherungsanlage

Zahlreiche Atomkraftgegner*Innen blockierten seit Montag früh, 11.07.2016 (05:00 Uhr), in Gronau beide Zufahrten zur Urananreicherungsanlage der Firma Urenco. Bereits gestern wurden Demonstrant*innen unter Missachtung von Art. 8 Grundgesetz rechtswidrig in Gewahrsam genommen und bis zu 14 Stunden festgehalten. Dabei gefährdete das Eingreifen der Polizei teilweise die Sicherheit der Protestierenden. Als in der Abenddämmerung eine Person unter einem Tripod (Dreibeinkonstruktion aus Holz) aus der bestehenden Versammlung ohne jegliche Angabe zur Rechtsgrundlage verhaftet wurde, gefährdeten die Polizeibeamten eine Kletterin und warfen beinahe das Gestell um. Auf die empörte Reaktion von umstehenden Demonstrant*innen erklärten sie, die Rechtmässigkeit der Polizeimaßnahmen sei ihnen egal.

Blockade_UAA_Gronau-19

Am Dienstagnachmittag gegen 17 Uhr begann dann unter großem Polizeiaufgebot die Räumung der Blockade. Dabei wurden alle vor Ort befindlichen Personen, die die Polizei der Versammlung zuordnete, in Gewahrsam genommen und zu den Polizeiwachen nach Ahaus und Gronau verbracht.

„Dieses Vorgehen zeigt, dass es hier um eine einseitige Berichterstattung geht. Bilder, die der von Staat und Sicherheitskräften gewünschten Darstellungen widersprechen, werden bewusst verhindert“, so eine Aktivistin vor Ort, „Kritik an der Anlage bleibt unerwünscht; Protest wird diffamiert. Atomkraft ist schon lange nur noch mit Rückgriff auf die Polizei gegen die Bevölkerung durchsetzbar. Heute hat die Urenco ihr hässliches Gesicht gezeigt und auf den Polizeistaat zurück gegriffen, um die Urananreicherung zu ermöglichen. Wir werden uns jedoch nicht einschüchtern lassen und uns weiter gegen Urenco, Urananreicherung und Atomkraft zur Wehr setzen“.

Auch ein Pressevertreter wurde zeitweilig festgesetzt und am Fotografieren der Räumung gehindert.