„Atomkraft ist sicher“ – stimmt. Mit Sicherheit gefährdet sie kontinuierlich die Gesundheit von Lebewesen, beileibe nicht nur bei einem GAU. Der Normalfall ist der Störfall! Ich habe bereits deutlich gemacht, dass bei jedem Verarbeitungsschritt des Urans Atommüll entsteht. Und da Uran um den ganzen Globus transportiert wird, kann es überall seine Wirkungen entfalten.

Die gesundheitsschädigende Wirkung des Urans beruht einerseits auf der chemisch-toxischen Wirkung. Uran ist wie Blei, Cadmium, Quecksilber oder Plutonium ein Schwermetall. Schwermetalle und ihre Verbindungen sind sehr giftig. Insbesondere treten Leber- und Nierenschädigungen auf. Andererseits ist Uran auch radio-toxisch, d. h. die gesundheitsschädigende Wirkung entsteht dadurch, dass es radioaktiv strahlt. Radioaktive Strahlung führt zu Zellveränderungen; mögliche Folgen sind Krebs oder Erbgutschäden, die sich erst in späteren Generationen zeigen.

Um kurz auf die Grenzwerte einzugehen – man kann es nicht oft genug sagen: Es gibt keine Grenzwerte, unterhalb derer radioaktive Strahlung unbedenklich ist! Die Grenzwerte für Atomunfälle beruhen auf lebensverachtenden Kosten-Nutzen-Rechnungen; sie sind politische Entscheidungen und stellen einen zynischen Kompromiss dar zwischen der Anzahl der Menschen, die evakuiert werden müssten, und der erwarteten Anzahl an Strahlenopfern. Überdies sind sie auch nicht einklagbar. Der Castor-Skandal von 1998, bei dem Grenzwertüberschreitungen um das 1000fache bekannt wurden, hatte keinerlei juristische Folgen für die Verursacher.

Michael Weber wurde in Deutschland Opfer eines Unfalls mit Uran. Er war Leiharbeiter in der Uranfabrik der Firma Siemens in Hanau. 1971 platzte die Dichtung eines mit feinstem angereichertem Uranmehl gefüllten Fasses beim Einfüllen und er wurde von Kopf bis Fuß mit dem schwarzen Gift eingestaubt. Er musste es dabei zwangsläufig einatmen, denn es gab nicht einmal eine primitive Staubschutzmaske. 11 Jahre nach dem Unfall erkrankte Michael Weber. Schwerste Atemnot mit Entzündungen und Schwäche machten ihn arbeitsunfähig. 85% seiner Lunge sind kaputt, so daß er ohne Sauerstoffschlauch in der Nase kaum mehr atmen kann. Der Vorfall ist als Berufsunfall anerkannt, Michael Weber erhält eine Berufsunfähigkeitsrente. In Deutschland kann so etwas zu einem Skandal führen – in der 3. Welt gibt es ungezählte anonyme Opfer der Atomspirale.

Zur Gefährlichkeit von Atomkraftwerken sei auf eine Studie von Dr. Koerblein vom Umweltinstitut München verwiesen. Demnach ist in der Umgebung der drei bayerischen Atomkraftwerke (Grafenrheinfeld, Gundremmingen, Ohu) die Krebsrate bei Kindern um 30% gegenüber der im restlichen Bayern erhöht. Ursache ist vor allem das radioaktive Nuklid C-14, das im sogenannten Normalbetrieb freigesetzt wird.

Betrachtet mensch die Langzeitwirkung der atomaren Abfälle aus den verschiedenen Abschnitten der Brennstoffspirale, so zeigt sich, dass der hochradioaktive Müll mit der Zeit immer schwächer strahlt. Anders verhält es sich mit dem angeblich so ungefährlichen abgereicherten Uran, das ich bereits bei den Urangeschossen erwähnte. Seine Strahlungsintensität steigt nach 100 000 Jahren verhältnismäßig plötzlich stark an. Die Halbwertszeit von abgereichertem Uran beträgt etwa 4,5 Milliarden (!) Jahre.