Mit vielfältigen Aktionen und Workshops hat das diesjährige Anti-Atom-Camp am Nordostseekanal bei Kiel Aufmerksamkeit auf die Thematik der trotz angeblichem Atomausstieg nach wie vor zahlreich vorhandenen Atomtransporte gelenkt. Hier ein Rückblick: Weiterlesen
Monat: August 2014

Angekettet: Atomtransport in Hamburg gestoppt
Aktivist_innen haben 18.August einen Zug mit mehr als 50 Containern Uranerzkonzentrat gestoppt. Am Güterbahnhof Hamburg-Süd ketteten sich Personen vor und hinter dem Zug an. Am Mittag flexte die Polizei die Angeketteten von den Gleisen los und am Abend fuhr der Zug weiter Richtung Maschen.
Das Uran aus dem gestoppten Zug stammte aus Namibia, Kasachstan und Usbekistan. Dort wird der Brennstoff für Atomkraftwerke unter Verursachung großer Umweltschäden abgebaut. Für eine Tonne Uran müssen bis zu 100.000 Tonnen Gestein abgebaut werden, die Reste strahlen radioaktiv und der Staub wird von Menschen eingeatmet, gravierende Krankheiten sind die Folge. Der große Wasserverbrauch in trinkwasserarmen Regionen führt zudem zur Absenkung des Grundwasserspiegels. Schon der Abbau von Uran verursacht so viel Schäden, dass allein deshalb die Atomkraft abgelehnt werden muss. Um darauf aufmerksam zu machen, blockieren die Demonstrant*innen genau diesen Zug am Anfang der Atomspirale.

Antiatomaktivist*innen steigen der Bahn aufs Dach
KIEL – In luftiger Höhe haben soeben 3 Kletter*innen an der Fassade des Kieler Hauptbahnhofs ein 42 Quadratmeter großes Transparent angebracht, auf dem sie den sofortigen Stopp aller Atomtransporte fordern. Bereits seit einer Woche machen Antiatomaktivist*innen auf einem Aktionscamp bei Kiel mit vielfältigen Aktionen auf Transporte von radioaktivem Material in Schleswig-Holstein und anderswo und die dafür Verantwortlichen aufmerksam.
Momentan gibt es wöchentlich mindestens einen Transport von z.B. Uranerzkonzentrat oder Uranhexafluorid durch den Nord-Ostsee-Kanal. Auch die Deutsche Bahn transportiert regelmäßig angereichertes Uran und andere atomare Fracht, sie ist zudem Gesellschafterin beim Atomkraftwerk Neckarwestheim.
Diese Transporte sind ein Teil der nuklearen Produktionskette, die vom vorgeblichen „Atomausstieg“ nicht beeinflusst wird. Dadurch befördern deutsche Politik und deutsche Firmen auch weiterhin den weltweiten Atomwahnsinn.
Aus dem Anti-Atom-Camp in Altenholz bei Kiel sind Atomkraftgegner*innen aufgebrochen um sich zu überzeugen, wie viele Container mit Uranerzkonzentrat jetzt tatsächlich bei C.Steinweg lagern – den offiziellen Angaben ist offensichtlich nicht zu glauben. Weiterlesen
Im Südwest-Terminal des Hamburger Hafens wird regelmäßig radioaktive Fracht umgeschlagen. Auf Grund eines aktuellen Atomtransportes wurden Atomkraftgegner*innen erneut aufmerksam auf die Firma C.Steinweg. Sie entdeckten unter anderem Container mit Uranerzkonzentrat, die nach Angaben des Hamburger Senats bereits abtransportiert wurden.
Am Montag, den 14.7. wurde ein Transport von Uranerzkonzentrat aus Kasachstan zur Weiterverarbeitung im französischen Narbonne in Hamburg umgeladen. Mehrere Container wurden von der Wasserschutzpolizei beanstandet, vier wurden mit einem Transportverbot belegt, da ihre Zulassung für Gefahrguttransporte (CSC-Plakette) abgelaufen war. Auf Nachfrage führte der Hamburger Senat aus, dass sie noch am gleichen Tag geprüft und freigegeben wurden und schrieb „Sie wurden mit der Bahn zu dem nächstmöglichen Termin abtransportiert.“ (Drucksache der Hamburger Bürgerschaft 20/12462 vom 30.7.2014)
Am frühen Mittwoch morgen legte die „Sheksna“ nach tagelangen Verzögerungen auf See erneut am Süd-West-Terminal an. Sie fuhr auf Grund des Anti-Atom-Camps am Nord-Ostsee-Kanal den langen Umweg um Dänemark herum. Es wurde beobachtet, dass 18 Container mit der UN-Nummer 2912 (gültig für Uranerzkonzentrat) entladen wurden. In diesem Zuge wurden auch die alten Container wieder auf dem Gelände der Firma C.Steinweg entdeckt. Offensichtlich wurden sie also nicht weiter transportiert, sondern lagern seit einem Monat im Hamburger Hafen.
„Uranerzkonzentrat ist der Ausgangsstoff, aus dem nach den Zwischenverarbeitungsschritten der Konversion und der Anreicherung schließlich die für den Betrieb von Atomkraftwerken benötigten Brennelemente hergestellt werden. Dies nehmen wir zum Anlass unsere Forderung nach der sofortigen Stilllegung aller Atomanlagen weltweit zu bekräftigen. Der Hamburger Hafen muss für Atomtransporte entwidmet werden und die Transporte unter anderem durch den Nord-Ostsee-Kanal müssen gestoppt werden.“ so eine Teilnehmerin des Anti-Atom-Camps.
Mehr Informationen und Bilder:
https://antiatomcamp.nirgendwo.info/2014/08/13/uranerzkonzentrat-im-hamburger-hafen/
Anti-Atom-Camp Altenholz bei Kiel. Heute gibt es an der gut besuchten Kiellinie eine Menge eher ungewöhnlicher Auftritte: Paddelboote mit gelben Anti-Atom-Fahnen und ein Segelboot mit lachender Atomkraft-Nein-Danke-Sonne kreuzen vorm Ufer. An Land streifen ein Atommüllentsorgungstrupp und ein Interview-Team vom Mars umher. Aus den Baumwipfeln ragt ein Transparent auf dem ein Atomfrachter abgebildet ist, Kletternde Leute daneben. Diese Aktionen geschehen im Rahmen des Anti-Atom-Camps und wenden sich gegen die Atomtransporte nicht nur durch den Nord-Ostsee-Kanal.
Es ist wichtig das Thema auf den Gehweg zu bringen, weil das giftige Zeug auch direkt vor der Haustür vorbei fährt. Dabei entsteht Platz für gute Gespräche.
Bei der Thematisierung von Atomtransporten geht es um einen wichtigen Teil der allgemeinen Atomindustrie, die in all ihren Auswirkungen vom Uranabbau bis zur Atombombe sehr fatal ist.
Zu Atomtransporten und anderen gesellschaftlich wichtigen Themen gibt es ein Programm gefüllt mit Workshops und Diskussionen auf dem Anti-Atom-Camp in Knoop (Altenholz). Gestern startete das Camp mit einem spannenden Vortrag zur Urananreicherung und einem Paddel-Praxis-Workshop für die heutige Aktion.
Weiter geht es heute abend mit einem Konzert von Straßenmusiker*innen der Rotzfrechen Asphaltkultur. Bis zum nächsten Samstag wird das Camp noch mit Leben und bunten Aktionen gefüllt werden.
Noch nicht einmal fertig aufgebaut, hat das Anti-Atom-Camp in Altenholz-Knoop bei Kiel schon erste Konsequenzen: Die „Sheksna“, ein Schiff, welches am Sonntagabend aus St. Petersburg Richtung Hamburg unterwegs ist und aller Wahrscheinlichkeit nach radioaktive Fracht geladen hat, fuhr nicht durch den Nord-Ostsee-Kanal am Camp vorbei, sondern nahm den langen Weg um Dänemark herum.
Seit Mittwoch wird das Anti-Atom-Camp am Kanal aufgebaut, mittlerweile stehen schon viele Zelte. Die „Sheksna“ hatten die Anti-Atom-Aktivist*innen in der vergangenen Nacht im Nord-Ostsee-Kanal erwartet, stellten dann jedoch fest, dass sie offensichtlich aus Angst vor Protesten lieber einen hunderte Kilometer langen Umweg in Kauf nahm. In der Vergangenheit hatte die „Sheksna“ von St.Petersburg nach Hamburg stets radioaktives Material transportiert und die Route durch den Nord-Ostsee-Kanal genommen, zuletzt Anfang Juli mit Uranzerkonzentrat aus Kazachstan.
Dabei wird auch nicht auf Sicherheitsvorkehrungen geachtet: 50 % der Container der Sheksna, die man in Hamburg kontrollierte, wurden wegen Mängeln beanstandet, etwa weil Gefahrgutkennzeichnungen fehlten oder die Transportgenehmigungen für Transportconatiner abgelaufen waren.
Gegen diese Atomtransporte und den damit verbunden den Weiterbetrieb zahlreicher Atomanlagen wendet sich das Anti-Atom-Camp. Die Aktivist*innen meinen dazu: „Es ist ja schön, dass direkt auf uns reagiert wird. Eine echte Lösung ist jedoch nur der Stopp der Transporte!“
Ab Samstag morgen starten die Workshops auf dem Camp: zu Beginn findet um 10 Uhr eine Veranstaltung zurAtomanlage, die in Deutschland mit den meisten Atomtransporten verbunden ist unter dem Titel „Urenco, Urananreicherung und die Atombombe“ statt. Um 16 Uhr gibt es einen Vortrag zu Atomtransporten durch den Nord-Ostsee-Kanal.