Auf der Hauptversammlung der Aktionär*innen von Hapag-Lloyd (fünftgrößte Container-Reederei weltweit) am 10. Juli in Hamburg waren auch  Aktivistinnen von ContrAtom zugegen und übten in Redebeiträgen Kritik an den fortgesetzten Uranhexafluorid-Transporten durch Hapag-Lloyd zur Versorgung der Atomindustrie. Hapag-Lloyd jedoch will an den Transporten weiter festhalten, obwohl der Umsatz mit den Transporten mit 3,5 Mio US Dollar im Verhältnis zum Gesamtumsatz von rund 10.000 Millionen Euro sehr gering ist. Wie von Anti-Atom-Initiativen auch schon kritisiert, hat der vollmundig verkündete Verzicht auf den Transport von Kernbrennstoffen durch Hapag-Lloyd keinerlei Auswirkungen: Es gab keine Gewinneinbußen durch diesen Verzicht, wie Hapag-Lloyd auf Nachfrage bekundete.  Ebenfalls Kritik gab es durch die Hamburger Initiative gegen Rüstungsexporte an Hapag-Lloyd, mit der Forderung grundsätzlich auf solche Transporte zu verzichten. Wer transportiert, ist mit verantwortlich für das, was die Stoffe anrichten.

Über die Geschäftspraktiken mit radioaktivem Material sagte Herr Firmin aus dem Hapag-Lloyd-Vorstand, die AG habe jahrzehntelange Erfahrung mit Atomtransporten und werde weiter sicher und zuverlässig Uranhexafluorid transportieren. Hapag-Lloyd ging dabei nicht auf die Probleme beim Uranabbau oder der weiteren Verwendung dieses Stoffes ein. Intensive Schulungen zum Umgang mit dem radioaktiven Material bekommen zudem nur Kapitän und erster Offizier auf den Schiffen. Von etwa 22 Personen an Bord auf Schiffen wie der Toronto Express bekommen also die meisten nur eine kurze Einweisung zu Beginn der Fahrt.

Interessant sind auch die Informationen zu Transportrouten mit radioaktiven Stoffen: Hapag-Lloyd befördert Güter der Klasse 7 (radioaktive) von Singapur nach Rotterdam, etwa alle 6-8 Wochen. Außerdem werden aus Kanada kommend die Häfen Hamburg, Antwerpen, Liverpool und Bremerhaven mit radioaktiven Stoffen angefahren. Im letzten Jahr wurden dafür die Schiffe Montreal, Quebec und Toronto Express, Otwawa Express, Yorktown Express, Washington Express, St. Louis Express, Charleston Express, Philadelphia Express, Columbo Express und Sophia Express eingesetzt.

Hapag-Lloyd hat ein Nachhaltigkeitskonzept, ist Mitglied der Umweltpatenschaft Hamburg und setzt sich für betrieblichen Umwelt- und Klimaschutz sowie nachhaltige Arbeitsprozesse ein – der Verzicht auf Atomtransporte gehört jedoch nicht dazu. Wie überhaupt Umweltschutz bei einem internationalen Logistikkonzern im Wettbewerb mit anderen gelingen kann, bleibt außerdem eine offen Frage – vielleicht ist weniger weltumspannender Transport da auch einfach mehr.

Hintergrund: Transporte durch Hapag-Lloyd 2017

Über das Containerterminal Altenwerder wurden in 10 Transporten im vergangenen Jahr etwa 3111 Tonnen Bruttomasse Uranhexafluorid aus Montreal umgeschlagen. Die Route wird von den Reedereien OOCL und Hapag-Lloyd gemeinsam bedient, 8 der 10 Transporte fanden dabei auf den Schiffen Toronto Express, Quebec Express und Montreal Express der Hapag-Lloyd statt. Diese Transporte nahmen seit 2014, als etwa 1000 Tonnen Uranhexafluorid umgeschlagen wurden, stetig zu. Die vollmundig angekündigte Verzichtserklärung von Hapag-Lloyd auf dem Umschlag von Kernbrennstoffen betrifft diese Transporte nicht. Das Uranhexafluorid wird erst nach dem Import im westfälischen Gronau und im niederländischen Almelo angereichert zu Brennstoff für Atomkraftwerke und fällt dann erst in die Kategorie Kernbrennstoff. „Ein echter Atomausstieg müsste notwendigerweise den Stopp aller Atomtransporte beinhalten. Was die Stadt Hamburg hier macht ist reiner Propaganda-Blödsinn.

Hier gibt es die beiden vollständigen Reden auf der Hapag-Lloyd-Hauptversammlung zum Thema Atomtransporte: