Die belgischen Atomkraftwerke schlagen Leck und die Atomaufsichtsbehörde empfiehlt Jod-Tabletten für die gesamte Bevölkerung. Bei den französischen AKWs häufen sich ebenfalls die Zwischenfälle. Diese Atomkraftwerke werden von Deutschland aus mit Uran und Brennelemente beliefert. Am Montag verließ wieder ein mit Uranerzkonzentrat beladener Zug den Süd-West-Terminal von C. Steinweg in Hamburg. Ziel ist die Uranfabrik Narbonne Malvési. Uranerzkonzentrat ist der Rohstoff zur Fertigung von Brennelementen. Die Brennelementefabrik Lingen wird ebenfalls regelmäßig über den Hamburger Hafen mit Uranoxyd und Uranpellets versorgt. Sie werden in Lingen (Niedersachsen) zu Brennelementen verarbeitet, diese werden u.a. in den belgischen Pannen-AKWs eingesetzt. Der deutsche „Atomausstieg“ betrifft die Versorgungstransporte und die Anlagen der Atomindustrie nicht. Es darf unbebristet so weiter gehen – als würde dies uns vor einem GAU schützen. Glauben die Politiker*innen dass Radioaktivität an Ländergrenzen Stand hält?
Aus aktuellem Anlass findet am 31. Januar 2016 eine Demonstration in Lingen statt. 20 Gruppen unterstützen bereits den Aufruf:
Gemeinsam Aufstehen gegen Atomkraft!
KEINE BRENNSTÄBE FÜR BELGISCHE und FRANZÖSISCHE AKW!
Brennelemente – Transporte von Lingen nach Belgien und Frankreich stoppen !
Lingen ist ein international bedeutender Atomstandort im niedersächsischen Emsland. Für das 28 Jahre alte AKW Emsland ist die Abschaltung erst 2022 vorgesehen. Die benachbarte, altersschwache Brennelementefabrik der französischen Atomfirma Areva soll sogar unbefristet weiterlaufen. Dort wird der „Treibstoff“ für Atomkraftwerke in aller Welt hergestellt. So werden u.a. das belgische AKW Doel und die französischen AKW Fessenheim und Cattenom mit atomaren Brennelementen aus deutscher Produktion betrieben – allesamt Hochrisikoreaktoren, die ähnlich wie auch Tihange in den letzten Jahren durch ihre häufigen Störfälle in die Schlagzeilen geraten sind.
2015 forderten rund 130 Initiativen und Verbände in einer Resolution das sofortige Aus für die Atomanlagen in Lingen. (www.bbu-online.de) Aber: Bis heute findet der Atomausstieg in Lingen nicht statt!
Das AKW Emsland gefährdet durch seinen Betrieb permanent Millionen Menschen in Niedersachsen, NRW und den benachbarten Niederlanden. Hier in Lingen wird ständig neuer Atommüll produziert, der noch für Millionen von Jahren weiter strahlen wird. Die internationalen Urantransporte von und zur Brennelementefabrik gefährden darüber hinaus bundesweit die Menschen an den Transportwegen. Die Brennelementefabrik ermöglicht erst den Weiterbetrieb zahlreicher AKW weltweit. Ein Skandal, denn die deutsche Regierung schaltet zwar auf Druck der Bevölkerung deutsche Atomkraftwerke ab, ermöglicht aber durch die Lingener Hintertür weiterhin die Nutzung der tödlichen Technologie.
Damit muss jetzt Schluss sein! Wir fordern die sofortige Stilllegung aller Atom-anlagen in Deutschland, Belgien und Frankreich und anderswo!
Die Bundesregierung und die niedersächsische Landesregierung müssen die Export-genehmigung für die Brennelemente aus Lingen aufheben. Die Brennelementefertigung muss gestoppt werden. Die Betriebsgenehmigungen für die Brennelementefabrik in Lingen und das AKW Emsland müssen den Betreibern entzogen werden. Wir fordern Bundesumweltministerin Hendricks und Niedersachsens Umweltminister Wenzel auf, sich aktiv für einen Atomausstieg einzusetzen, der seinen Namen verdient hat.
Am Sonntag, den 31. Januar, wollen wir gemeinsam unseren Forderungen Nachdruck verleihen. In Lingen. Mit einer großen und kraftvollen Demonstration! Kommt alle! Und lasst uns gemeinsam Aufstehen gegen Atomkraft!
Demonstration: Sonntag, 31.1.2016, 14 Uhr, Treffpunkt: Lingen Bahnhof
Zur Teilnahme an der Demonstration rufen folgende Organisationen auf (Stand 18.01.2016): Aachener Aktionsbündnis gegen Atomenergie, Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen, AntiAtomBonn, AntiAtom-Bündnis Niederrhein, Antiatomgruppe Osnabrück, AntiAtomPlenum Köln, Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau, Arbeitskreis Umwelt (AKU) Schüttorf, Atomianer, Attac Gruppe Emsland, Bündnis „Stop Tihange“, Bürgerinitiative (BI) Kiel gegen Atomanlagen, BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), Düssel Solar, Elternverein Restrisiko Emsland, JunepA AG Atom, Natur- und Umweltschutzverein Gronau (NUG), Robin Wood, SOFA Münster – Initiative für den sofortigen Atomausstieg.